Ausgangslage und Zielsetzung
Die von LOG-HSG und GS1 Schweiz erstellte Logistikmarktstudie Schweiz zeigt, dass der Grossraum Basel neben Zürich der bedeutendste Logistikstandort in der Schweiz ist.1 Die Bedeutung des Grossraums Basel nährt sich u.a. aus der geografischen Lage am Dreiländereck Schweiz-Deutschland-Frankreich, die hohe Anzahl ansässiger Logistikunternehmen und die vorhandene Infrastruktur (z.B. Anzahl Gleisanschlüsse, Zugang zur Binnenschifffahrt, Flughafen Basel-Mulhouse, relevante Autobahnanschlüsse). Um die wirtschaftliche, soziale und gesellschaftliche Bedeutung des Logistikstandorts Basel bei zentralen Anspruchsgruppen, wie der Politik und der Bevölkerung, zu steigern, muss mehr Transparenz geschaffen werden.
Aus diesem Grund haben die Akteure der Verkehrskommission der Handelskammer beider Basel, des Flughafen Basel-Mulhouse, der Rheinhäfen Basel, von SpedlogSwiss sowie der ASTAG den Lehrstuhl für Logistikmanagement (LOG-HSG) beauftragt, eine quantitative und qualitative Erfassung des Logistikstandortes Basel vorzunehmen, um herauszuarbeiten, inwiefern die Bedingungen für ein so genanntes Logistikcluster vorliegen bzw. geschaffen werden können. Das gemeinsam durchgeführte Projekt soll …
- … das Profil von Basel als Logistikcluster schärfen,
- … die überregionale Bedeutung des Grossraums Basel aus Logistiksicht sowie die Steigerung der Attraktivität für verladenen Industrie-/Handelsunternehmen und Logistikdienstleister herausstellen,
- … eine Grundlage für die erfolgreiche Bewältigung zukünftiger ökonomischer, sozialer und ökologischer Herausforderungen schaffen und
- … eine Basis für eine gezielte Wirtschaftsförderung durch eine gezielte Schärfung des Profil Basels als Logistikcluster erarbeiten.
Vorgehen
Das Projekt gliedert sich bei der Bearbeitung in drei Phasen: In Phase I (Abschluss 08/2009) werden relevante Sekundärdaten erhoben und aufbereitet sowie parallel dazu vertiefende Expertengespräche geführt (Primärerhebung). Die in dieser Phase gewonnen Erkenntnisse werden in einer SWOT-Analyse verdichtet, die als Basis für eine individuelle Entwicklung einer Gesamtstrategie für den Logistikstandort Basel sowie der Definition geeigneter Leitprojekten zur Zielerreichung dient (Phase II, geplant in 2010). In Phase III folgt dann eine wissenschaftliche Begleitung der Umsetzung der zuvor identifizierten und priorisierten Leitprojekte.
Arbeitsdefinition für ein "Logistikcluster"
- Ein Cluster (allgemein) ist eine regionale Konzentration von Unternehmen aus einem ähnlichen Wirtschaftszweig. Dazu gehören spezialisierte Lieferanten, Dienstleister, Unternehmen in verwandten Branchen und Einrichtungen, die in bestimmten Feldern miteinander verbunden sind.
- Die regionale Verknüpfung verbessert den Informationsfluss und erleichtert die Bildung von Vertrauen. Darüber hinaus schafft die Nutzung gemeinsamer Kenntnisse, Fähigkeiten und Beziehungen nachhaltige Wettbewerbsvorteile.
- In Anlehnung daran können Logistikdienstleister zusammen mit verladenden Industrie- und Handelsunternehmen sowie spezialisierten Dienstleistern (z.B. Anbieter von Telematiklösungen) ein Logistikcluster bilden.
- In Anlehnung an das Diamant-Modell von Michael E. Porter definiert sich ein Logistikcluster durch vier Determinanten:
1. Faktorbedingungen (= Verfügbarkeit von Produktionsfaktoren und Reifegrad
der Verkehrsinfrastruktur)
2. Nachfragebedingungen (= Regionalen Nachfrage nach Logistikdienstleistungen)
3. Unternehmensstrategie, Struktur und Wettbewerb (= Allgemeine
Beschaffenheit des Logistikclusters, z.B. Charakteristika der angesiedelten
Logistikdienstleister)
4. Verwandte und unterstützende Branchen (= Vorhandensein international
wettbewerbsfähiger verwandter Branchen, z.B. Anbieter von
Telematiksystemen)
- Diese vier Determinanten werden zudem durch relevante Anspruchsgruppen, wie z.B. dem Staat und NGOs (= Non Governmental Organisation), beeinflusst. Diese repräsentieren beispielsweise Bevölkerungsgruppen, die sich vom aufkommenden Güterverkehr und den Logistikaktivitäten gestörrt fühlen (negative, externe Effekte).